Reisebericht vom Eisarsch 2014

Norwegen Ho !

Es sollte mal wieder nach Norwegen gehen. Da mein Kumpel Frank die letzten Jahre berufsbedingt und Tauerntreffen-fingerspitzenabfrierend ausfiel sagte ich mir: Nicht noch einmal verschieben, also wie bereits 2008 zum „Eisarsch“ aufgerufen, im AIA-Forum am 21.03.2013 für den „Eisarsch 2014“, damit ich schlußendlich nicht alleine dastehe – und es für mich in einer Gruppe auch einfach netter ist (Michi würde sagen das ich halt betreutes Fahren brauche…).

HaPe Kerkeling ulkte schon vor 25 Jahren: „Wie Sie alle wissen, ist Norwegen das Land der fünf unbegrenzten Möglichkeiten: wandern, essen, trinken, schlafen und Elche totschießen.
Norwegen ist riesig groß und unwahrscheinlich lang und weilig: Berge, Seen, Täler, Murmeltiere, Elchtiere, Blockhäuser, und vereinzelt ein paar Norweger. Auf jeden Norweger kommen 75 Elche, 90 Murmeltiere und 100 Blockhäuser.“

Das mit den Blockhäusern haben uns die Norweger selbst bestätigt, das wandern haben wir durch Gespannfahren ersetzt, essen, trinken und schlafen haben wir reichlich genossen und das mit den Elchen hat nicht geklappt da wir keine gesehen haben. Also, los geht es:

Freitag 14.02.2014
Morgens noch arbeiten, gegen 11:00 ist die Vorfreude jedoch nicht mehr auszuhalten und so fahre ich mit dem Dingeling nach Hause zum packen. Da alles vorbereitet in der Werkstatt liegt dauert es nicht lange bis aufgepackt und gesattelt ist. Jule kommt noch kurz vorbei ihre Dingeling verabschieden und mich zu ermahnen ja gut darauf aufzupassen, gemeinsam essen wir noch was leckeres und ich bekomme von Christa noch einen Eisbär-Schlüsselanhänger: So muss ein Abschied sein ! Gegen 14.00 geht es auf die Autobahn, nach Hamburg zu Cousin und Cousine zum Nachtlager. Ekliger Stop-and-Go Verkehr bis Münster, ab da wird es besser.

Sehr angenehm endlich mal LKW’s yberholen zu können, mit der Ural war das eher unentspannt, dennoch braucht es seine Zeit bis zum abendlichen Chili und Nachtbier. Ich lasse es erst ruhig, dann langsam flotter angehen – bin zwar mit dem Dingeling schon zur Hahnbaumalm und mal nach Hannover zum Service, aber so ganz Vertrauen in die chinesische Autobahntauglichkeit habe ich noch nicht. Durch zwei Ural-Gespanne bin ich da halt vorgeprägt – obwohl, auch die haben mich immer, wenn’s drauf ankam, sicher nach Hause gebracht. Chrom bringt Dich nicht nach Hause sagt Herbert aus Hamburg, und da ist halt was dran. Die Jialing hat jede Menge Chrom in Form von CAN-Bus, elektronischer Einspritzung, E-Starter und Ganganzeige nebst Uhr (!) – ob das mal alles kältetauglich ist ? Ist es, wie Ihr lesen werdet…

Die großen Skidoo-Stiefel aus Canada sind doch recht ‚unfußlich‘, ein schnelles Bremsen ist kaum möglich, ein Segen das der Chinese mit der Handbremse auch das Beiwagenrad per Scheiben verzögert – so hat es keine Noth, die Hinterradbremse wird eh‘ yberschätzt wie Frank sagen wyrde… Nach etlichen Rauchopfern und wenigen Tankpausen, die Jialing ist schon deutlich genügsamer als die Russen, komme ich im letzten Büchsenlicht im Hamburger Norden an. Toll wie immer der Empfang von Hanne und Achim, als ob man nur kurz weggewesen wäre. So klingt der Abend mit netten Gesprächen und langsam erholendem Po angenehm aus: Denn die Sitzbank ist zumindest für meine Größe und Gewichtsklasse eine Strafe. Das Problem werde ich durch Fell und Schaumpolster in den kommenden Tagen abfedern.

Samstag 15.02.2014
Früh aufgewacht im Gästezimmer, dicker Kopf, also flugs ‚runter in die Küche und erstma Tass Kaff und Morgenzigarette, jetzt geht es wieder besser. Hanne und Achim machen noch ein lecker Fryhstyck mit Ei und hinreichend Kaffee, nach dem Aufsatteln (und ein wenig umpacken) dann ein herzerwärmender Abschied und flott geht es weiter nach Kiel zum Fährterminal, wo wir Eisärsche uns verabredet haben. Ich grinse noch über das Suchspiel beim ersten Eisarsch vor Jahren wo ich schlicht eine falsche Adresse in die Uschi eingegeben hatte, konsequenterweise fahre ich heute also ohne, rein auf Sicht. Klappt wider erwarten auch, aber gegen 11:00 Uhr angekommen stehe ich ganz alleine vor den Schaltern, kein Auto, kein Gespann zu sehen. Nanu, wo sind die alle ? Fährt heute gar keine Fähre, grusel ? Bei genauerem Hinsehen entdecke ich aber das Gespann von Heike und Mathias, die sitzen in der Cafeteria und so sind wir schon mal zu dritt. Unsere beiden Emmentreiber sind, erfahre ich auf Anruf, auch in Kiel und laden gerade am Autoverleih Ihre Gespanne ab. So dauert es nicht mehr lang und die Eisarsch-Gruppe ist versammelt, wartet auf das Boarding und ist guter Dinge. Dann kommen auch ein paar Autos, recht wenige finde ich, und es heißt auf den wichtigen signalfarbenbekleideten Einweiser warten.

Vor der Fähre schon mal erstes Beschnuppern: Heike und Mathias kenne ich ein wenig vom Gamstein, Michi und Richy nur von den 2-3 Stunden auf der Henneburg. Passt, sagt das erste Gefühl, wir sind zwar alle sehr unterschiedliche Typen aber haben zum einen ein gemeinsames Interesse (Schnee !) und sind zum anderen höchst sozialkompetent sprich bereit aufeinander einzugehen, wie sich in den nächsten Tagen erfreulich zeigt.

Auf der Fähre verteilen wir uns auf die gebuchten beiden Kabinen: Ab jetzt und fyr die folgenden Tage belegen H&M einen Raum, wir ‚Jungs‘ den anderen. Das Erholungs-Nachmittagsnickerchen wird erheblich gestört durch die Nachbarn: Eine Gruppe Norwäger glüht für die abendliche Bord-Disco vor, deren Gettoblaster läßt auch unsere Wände wackeln und die singen auch noch mit ! Wir sind langmütig und haben Verständnis, aber irgendwann ist doch Schluss mit lustig, wir planen Böses – und das Gegröle hört schlagartig auf: Vermutlich hat die Disco aufgemacht und wir hören und sehen nichts mehr von den Nachbarn bis zum Auschecken.

Wir wackeln ein wenig über die Decks, bewundern leichtgeschürzte Discodamen (mehr oder leider oft auch eher weniger) und abends nehmen H&M und ich das Riesenbuffet wahr, Michi und Richy futtern mitgebrachtes. Alles in allem eine sehr imposante und luxuriöse Fähre – auch nicht schlecht zur Einstimmung und halt erholsam. Abends nach obligater Fährenbesichtigung eine erste Routenplanung und gegenseitige Sondierung im Glassalon auf Deck 15. Der Plan steht ja bereits seit Monaten, wir sitzen über der Karte und malen Wege im Hochland, sind alle sehr entspannt und gespannt auf das Wetter und die Straßenverhältnisse und voll Vorfreude. Abends nehmen Michi und ich noch, ungleich verteilt das eine oder andere Abendbier und bald säge ich zur Freude des Jungvolks in die Matratze. Mathias Ohrenpröppel erfreuen sich ab da steigender Beliebtheit – mal gut das er eine Klinikpackung dabei hat !


Sonntag 16.02.2014

Der Sonntag im Oslofjord empfängt uns mit Nebelsuppe und naßkalten 0°C, nichts wie weg hier und ab ins Hochland wo es Schnee und Kälte haben soll. Wir haben noch auf der Fähre gelesen das es in Haglebu 2m Neuschnee gab, da myssen wir natyrlich hin und es liegt eh auf der geplanten Route.

Aber erst einmal runter von der Fähre, da die nicht voll ist sind wir flott an den Moppeds und runter geht es die Rampe. Der Zoll wagt es nicht uns anzuhalten, besser ist das, also noch auf dem Fährgelände gestoppt und rein in die dicken Klamotten. Schnell sind wir auf der Ausfallstraße aus der Stadt, Uschi sei dank kein Problem, bald sind wir aus Oslo raus. Wir fahren erst mal bis Nøresund, Geld und Benzin tanken. Unten ist es wieder sonnig und so schmeckt der Bürger mit Pommes und Cola zu uncharmanten 20 € draußen gut. Man gönnt sich ja sonst nix !

Gesättigt und erholt geht es dann endlich ins Hochland, schon nach wenigen Kilometern haben wir den ersehnten Schnee: Leider immer noch viel zu warm mit Schneematsch auf der Straße, dafyr gesalzen und mit dickem, fast undurchdringlichen Nebel, beides legt sich sichtmindernd auf die Visiere, ob geheizt oder nicht. Nach so 20km ein Kontrollstopp an einer Bushaltestelle, bis auf den verseuchten Richy sind alle fit (er hat eine dicke Grippe die uns noch erfreuen wird und Leistungsprobleme mit nachziehender Stinkequalmschleppe).

Die erste ernstzunehmende Steigung auf der gewählten Nebenstrecke, es geht an einem Skigebiet vorbei, bremst mein Dingeling trotz jammernd durchdrehendem Achterpneu bis zum Stillstand ab. Entsetzlich, Kraft ohne Ende aber kein Vortrieb ! Klar das die rollerwinterreifenbestückten Emmentreiber lästern, aber es hilft nicht, Mathias zieht mich am Seil bis zum schon sichtbaren Kettenanlegeplatz und dort heißt es dann den unwürdigen ungespikten gegen einen würdigeren Spikereifen zu tauschen. Also Schauschrauben, ans Hinterrad das mitgefyhrte gespikte, Mathias und Michi kymmern sich um das Spiken des Vorderrades mittels Akkuschrauber. Die Emmen, Rollerwinterreifenbestyckt, haben erstaunlicherweise keine Spikes hinten nötig, Mathias kam bereits Immler-bespikt auf die Fähre.

Ein während der Arbeit gekochter Tee ersetzt verlorene Flyssigkeit ob des anstrengend Werkens und so sind wir bald wieder unterwegs. Wie befürchtet zeigt sich der Nachteil meines Winterornats: Arbeiten damit geht nicht, nassgeschwitzt ist der Schrauber schnell. Hm, ich habe ja noch eine zweite Garnitur mit (Goretex), kann dann ja für morgen wechseln. Mache ich letztlich aber nicht, der Einteiler hat andere, klotechnische Nachteile.

Die Strecke über Haglebu hat wirklich mehr als 2m Schnee, man fährt wie durch einen Tunnel und ab und an muss Gegenverkehr ausgewichen werden: geht gut bei PKW, eng bei Lasters. Aber schön ist es, angenehm zu fahren und auch die Sonne läßt sich sehen.

Die erste Hytta in Nesbyen hatte ich per Internet vorgebucht: Es sind zwei kleine 4er ohne Klo und Dusche, zumindest eine Kochplatte aber hat es und Teller und so verwöhnt Heike uns flugs mit Maultaschen in Gemysebryhe, in Mengen die auch fyr eine ganze Kohorte ausgereicht hätte. Aber wir sind hungrig, es ist kalt, und so kämpfen wir tapfer die Berge nieder.
Nach gemeinsamem Blick in die Karte und einem Abendbier geht es zeitig in den Schlafsack, die Jungs haben mitlerweile Ohrpröppels installiert weil ich angeblich wie ein Bär schnarchen wyrde.

Montag 17.02.2014
Nachts muss ich ob des Einschlafbieres 2 x auf Hüsche, die ist leider draußen im Nebengebäude und so wird mann beim Nachtpinkeln hellwach da es nur uncharmante -10°C hat. Asche so was ! Also ‚rein in die dicken Stiefelchen, Jacke und Mütze angelegt und ‚rüber. In den Schnee pieseln geht leider nicht: Gelb wird dann der Schnee, sieht unschön aus am morgen, sowas.

Montag, der erste volle Tag in Norwegen, bricht fryh an, auch an den Folgetagen sind wir spätestens um 8:00 beim Morgenkaffee. Das Wetter hat sich gelichtet, ab und an schaut die Sonne vorbei und bei angenehmen -5°C starten wir gespannt die Moppeds. Alle springen klaglos an, so muss es sein, wir suchen erst mal eine schöne schneereiche Nebenstrecke wo wir viel Spaß und auch Fotopäuschen haben.

Auf die 7 nach Westen geht es dann an, sie ist erstaunlicherweise mit schöner Schneedecke versehen, wie versprochen hat es Schneewände von bis zu 2m Höhe und ab und an heißt es dem Gegenverkehr ausweichen. Schnell stellt sich eine Routine ein, unsere MZetten treiben schon mal Schabernack und driften im Zickzack…

… bis uns mitten im Anstieg aufs Hochland der Hardangervidda einige abgestellte Autos, ein Schlagbaum und ein wichtig aussehender, signalfarben-bejackter Mensch stoppt. Auf dem Fjell hätte es Sturm von der Seite, die Straße wäre innerhalb von Minuten wieder verweht und so sei Kolloneskjöring anbefohlen. Hmm, haben wir schon von gehört, aber die Sonne scheint und besonders windig ist es auch nicht. OK, warten wir auf die entgegenkommende Kolonne und harren der Dinge die da kommen. Zeit fyr Tee und Rauchopfer, Fotoapparate und Actioncams werden vorsorglich geriggt.

Dann kommt auch schon die Kolonne: Voran ein gewaltiger Doppelachser im Männerformat mit Ketten auf allen Rädern und beeindruckend großer Schaufel, dahinter ein ebensolcher. Dessen Fahrer schaut bei uns vorbei und begutachtet Reifen und Reiter, fragt ob wir wirklich frieren wollen und nickt anschließend, grinst dabei. Schaffen wir es nicht wird der nachfolgende Schneepflug die Straße räumen … was meint er nur damit ?

Das Hardcore-Schneeräumer nicht fyr Spaß geschickt werden zeigt sich innerhalb von Minuten, als wir in der Kolonne, 10 PKW vor uns, der ‚Räumer‘ hinter uns, ins Hochland einfahren. Rasant steigt die Windgeschwindigkeit bis zum veritablen Sturm, brutal in Boen von der Seite, was in Sekunden den Schnee vom Fjell wieder auf die nur Sekunden zuvor geräumte Piste wirft. Wenn man mal fyr Sekunden mehr als den warnblinkenden Vordermann sieht macht der Front-Schneepflug ein beeindruckendes Bild: Wie ein Rettungskreuzer durch styrmende See schmeißt er Schneefontänen meterhoch rechts und links der Fahrbahn. Das Hochland ist eine weiße Wyste, alle Erhebungen abgerundet, die Sonne bricht nur ab und an durch den Schneesturm.

Eiskalt fegen Eiskristalle durch die Lyftungsschlitze meins Helms, die kleinste Undichtigkeit in Kleidung und Lenkerstulpen wird flugs mit Schnee gefyllt und schockgefrostet. Eine Stunde dauert der Ritt, auf der Hälfte der 40km langen Strecke an einer Ausweiche kurz unterbrochen durch den Gegenverkehr. Wieder unten in Sonnenschein und kommoden -5°C angelangt werfen wir erst einmal Tee und Leckerchen ein, pulen den in alle Ritzen eingedrungenen Schnee heraus und sortieren uns. Ein klasse Erlebnis hat man es yberstanden, aber liegenbleiben bei solchem Wetter: Schyttel !

Also weiter: Starkes Schneetreiben hub an, aber die Straße ist breit und spurt gut und so sausen wir munter dahin. Den Einstieg zum geplanten ‚Pensionat Lyseth‘ finden wir trotz Suchen nicht, wohl ein Hinweisschild, aber da ist nicht geräumt und über Tiefschnee können selbst Emmen nicht schweben.

Wir rollen mal wieder bergab, immer wärmer wird es, die Straße bald schneefrei und die Dämmerung kyndigt sich an. Im Tal bei Eidfjord regnet es Bindfäden, uns reicht es und es wird auch schon düster – aber das dortige Hostel will uns nicht, grrr. Aber dank hervorragender norwegischer Beschilderung der Campingplätze und Hytten finden wir nur wenige hundert Meter weiter doch noch einen Hyttegrund und Campingplatz. Dort kein Mensch, alles dunkel, aber eine Telefonnummer: Die rufe ich im Regen an, wiewohl der Platz und die Hytten nicht sonderlich einladend ausschauen, es meldet sich ein freundlicher Mensch den ich zwar nicht verstehe aber sich zustimmend anhört – und tatsächlich rollt 10 Minuten später ein Elektromobil vor uns aus. Dessen Fahrer möchte erst einmal eine Anmeldung und 1.200 NOK. Hmm, wir haben die Hytte ja noch gar nicht gesehen ? Er versichert alles wird gut und fyr 5 Personen wäre reichlich Platz, hm, nun gut, es regnet und so folgen wir dem Elektromobil – gerade mal um die Ecke, keine 100m weiter stehen direkt am Fjord neue Spitzenhytten mit Fußbodenheizung, allem Komfort und zuryck und einem Holz-Bullerofen den wir zwecks Steigerung des Wohlbefindens auch kräftig anfeuern. Glyck muss man halt auch haben, und so können wir schön kochen, den Abend bei Glyhwein ausklingen lassen und uns yberlegen auf welch verschlungenen Wegen es morgen nach Flam zur beryhmten Gletscherbahn gehen soll.

Alte Männer sind nach getaner Schicht schnell müd‘ und gehen dann fryh ins Bett (ich so gegen 22:00), die Jungschar quakt noch bis weit nach Mitternacht, begleitet von sonorem Sägen (behaupten die !).

Dienstag 18.02.2014
Der Tag startet somit äußerst angenehm mit Blick auf den Fjord bei Morgenkaffee und -zigarette – kann kaum besser sein.

Leider regnet es hier unten auf Meereshöhe immer noch, 0°C, also nix wie ab ins Hochland. Leider haben wir nicht viel Auswahl und werden die Zubringer nehmen myssen. Immerhin die Landschaft ist toll, die Aussicht auf Berge und Täler trotz unangenehm nasser E7 und Verkehr läßt den Weg verschmerzen. Wir suchen kurz die Zufahrt zur neuen Brücke über den Fjord, bis letztes Jahr war hier noch eine Fähre im Einsatz und der Weg zur Brücke geht kryptisch in den Berg hinein, mitten drin ein Kreisverkehr ! Leider verbietet der Verkehr ein Dokumentationsphoto. Zur Entspannung nehmen wir einen netten Umweg mit der 572 über Ulvik, sehr schön, im Sonnenschein sind wir durch teils dichten Wald und angenehme Schneefahrbahn unterwegs. Weiter die Hauptstraße mit zwei recht langen Tunnels – eher langweilig, aber wir kommen halt voran.

Vor Flam wollen wir noch einen schicken Abstecher ins Hochland machen und finden auch tatsächlich den Einstieg Richtung Upseter. Es geht hybsch hinauf, die ersten unbeleuchteten Tunnel mit Eis auf grobem Schotter werden passiert und die Straße wird immer enger bis sie nach rund 40km auf einem Plateau endet. Wir hatten gehofft das der Weg, der sich yber weite Teile längs der Strecke der Flambahn entlangschlängelt, bis nach Flam yber den Paß geht und wir so abenteuerlich & nebenbei Strecke sparen können. Der Hostelbesitzer am Wegende sagt das das durchaus ginge: Im Sommer, aber nicht jetzt bei hohem Schnee, es wäre halt nicht geräumt. Zudem sei der Weg nur noch als Fahrradweg ausgewiesen. Tja, wir yberlegen ob wir nicht im Hostel bleiben sollen aber der aufgerufene Preis in Verbindung mit dem wenig yberzeugenden Aussehen der Massenunterkunft veranlassen uns, nach ausgiebiger Teepause, wieder den Weg hinab zu suchen.

Hier ist ein rotes etwas gegen die Lampe gefahren

Dies wurde natürlich Fachmännisch behoben

Das erste Stück ist, so wissen wir vom Hochfahren, schön verschneit und so wollen wir mal wieder die ActionCams einsetzen: Ich rigge die als Heckkamera, Richy als Frontcam und so toben wir den Berg hinunter, mehr auf gute Bilder als auf die Straße achtend. Die Strecke weiter ‚runter ist stark vereist, dafyr läßt sich die Sonne blicken – was es noch glatter macht. Es ist schon recht spät und wir yberlegen was tun – da läßt eine glyckliche Fygung uns auf halber Strecke einen Bergbauernhof finden dessen Bewohner uns für die anbrechende Nacht aufnehmen – eine unglaubliche Freund- und Herzlichkeit !

Abends sitzen wir mit den Eheleuten nebst Fiedel spielendem Sohn im heimeligen Wohnzimmer, umgeben von eine Unzahl von Erinnerungen, Souvenirs und Fotos, kein cm² ist mehr frei auf Wand, Boden und Treppen, und reden über Gott und die Welt und wie es so ist mitten im Nichts. Ja, sagt der Bauer, man bräuchte halt einen großen Traktor mit Schneepflug sonst käme man über Wochen nicht mehr ins Tal, und ja, sagt die Bäuerin, da sie jetzt in Ruhestand sind käme doch schon mal der Gedanke in einen kleinen Ort mit Grundversorgung umzusiedeln.

Für mich als ‚last man smoking‘ irre das Ase (die Frau Bäuerin) selbstgedrehte raucht, sehr selten, noch seltener in Norwegen, aber das gibt mir die Gelegenheit halt mal im warmen Zimmer bei Rotwein zu rauchen und nicht ‚raus in die Kälte zu müssen – herrlich ! Wieder einmal sind es unsere jungen Jediritter die bis weit nach Mitternacht die Konversation aufrecht halten, wir drei alten Eisarsch-Leute sind bereits um 22:00 zur Nachtruhe verschwunden. Und so wanke ich ermattet die Treppe hoch in eines der ehemaligen Kinderzimmer: Es sieht immer noch so aus als ob die noch hier wohnen und nicht schon seit 10 Jahren ausgezogen sind, alles voll Spielzeug und Bildern, und hier am Ende der Welt herrlich ruhig.

Es dauert immer ein bißchen bis man sich in den Urlaub gefunden hat, die Hektik gerade der letzten Tage vor der Abreise von mir abfällt, heute ist es soweit und auch mit der Jialing habe ich mich mehr als angefreundet – das Ding fährt wie ein Gocart (wenn die Reifen greifen) ! So freue ich mich auf morgen und bin schnell weg in Morpheus‘ Armen – ob wieder gesägt wurde weiß ich nicht denn wir haben, dank vieler ehemaliger Kinder, Einzelzimmer !

Mittwoch 19.02.2014

Ich war schon früh wach, bin hoffnungsvoll ‚runter in die Küche und wurde nicht enttäuscht: De Koffie is klaar, kann ja nicht besser sein, so nehme ich erst einmal einen Schmök nebst Kaffee mit der Bäuerin und gehe dann mal ‚raus in die Sonne den Schnee und die wunderschöne Landschaft betrachten. Deutlicher später erscheint der Rest der Eisarsch-Bande zum opulenten Fryhstyck, einfach überwältigend die Gastfreundschaft. Noch schlimmer: Geld wollen die netten Norwäger nicht, hatten wir auch schon erwartet, und so schmuggle ich heimlich eine mitgebrachte Falsche Remy VSOP in den Wohnzimmerschrank.

Wir lassen es ruhig angehen, die Moppeds werden ob der gut ausgestatteten Werkstatt noch a weng beschraubt, der eine oder andere Kaffee muss noch und – hach, es ist einfach nett hier. Eines muss ich noch erzählen: Die Geschichte mit dem Hund. Die Bauersleut haben einen Hund der irritierend gut auf jedes Kommando hört. Ein Hütehund sei das, wird uns beschieden, aber ein besonderer: Der muss im Gebirge Schafe sortieren können, und würde 200 verschiedene Kommandos verstehen. Ungläubig starren wir den wuscheligen Vierbeiner an, und der kann doch tatsächlich aus drei verschiedenfarbigen Bällen die gewünschte Farbe bringen ! „Hier hast Du ein Leckerchen, gehe in dein Körbchen und friß da“ – und der Hund macht genau das. Irre, wenn mal meine Mitreisenden so folgsam wären !

Wir hatten uns noch besprochen und werden nicht mit der Flam-Bahn fahren, der Preis ist doch recht heftig, zudem haben wir die Strecke von der anderen Seite her bereits zum großen Teil gesehen und die anstrengenden letzten Tage fordern halt auch ihren Tribut. So starten wir langsam und rollen dann, supernett verabschiedet von den beiden Ex-Bergbauern nebst Sohn und Hütehund, die restlichen 20km die vereiste Strecke hinab. Ohne Spikes nicht machbar, selbst mit eine elende Rutscherei wenn man zu flott unterwegs ist. Nicht vergessen: Es gibt in Norwegen kaum einmal Leitplanken oder sonstige Sicherungen, schnell geht es mal 2-300m weit senkrecht runter, möchte man nicht ausprobieren !

Erst mal unten im Ort Voss tanken, dann geht es die E16 bei Sonnenschein nach Norden, Ziel ist dennoch weiter Flam. Die von uns gesuchte Auffahrt zur steilsten Bergstrecke in Norwegen ‚Stalheim‘, wir haben vor gar nichts Angst, finden wir sogar – aber wie zu vermuten leider ‚Vinterstengt‘. Am Ende des geräumten Wegstücks bekommt Michi in Gestalt einer netten Norwegerin den Tipp doch die nächste Abzweigung hoch zu fahren, dort wäre es besonders schön mit vielen unbeleuchteten Tunneln: Toll, genau das wollen wir haben ! Es geht zunächst in engen Kehren auf Schotter bergauf, es folgen Eis und Schnee und eine Menge unbeleuchteter Tunnel, bis wir in einem Hochtal angelangt sind mit wunderschöner Winterlandschaft, hohem Schnee und Sonnenschein !

Der Weg endet nach etlichen Kilometern schönster schneebedeckter Kehren an einem Bauernhof wo wir nach Rücksprache mit dem Bauern eine kleine Pause einlegen, wyrdige Gruppenbilder schießen und einfach die Landschaft und die Stille auf uns wirken lassen. Da dies aber ein Weg ohne Ziel war heißt es bald wieder hinab, nicht ohne in den Tunneln Bilder und Videos zu machen, Verkehr hat es schlicht nicht.

Auf der E16 wieder angelangt geht es nicht schön aber flott weiter nach Flam. Während einer Pinkel- und Rauchpause spielen Michi und Richy mit den Emmen fangen in einem Kreisverkehr, wer uns sieht denkt sich bestimmt seinen Teil … In Flam hat dann leider wie befürchtet keine Hytte auf, wie bereits 2005 mit Frank buchen wir uns also in der ganzjährig geöffneten Marina ein, dort schöne aber auch recht teure Appartements. Nun, durch 5 geteilt geht es und die Unterkunft ist sehr hybsch mit toller Aussicht auf Fjord und Berge. Einen Rauchopfer-geeigneten Balkon hat es auch, so kann man den Abend geruhsam einläuten. Ob des flotten Wlans machen wir abends eine Videokonferenz mit meinen Lieben daheim, nett, und schon irre was heute alles möglich ist !

Unschön aber was die Purschen mit dem armen alten Mann machen: Da es nur ein 4er-Appartement ist gehen Heike und Mathias in ein Zimmer, das Jungvolk in das andere, keiner will mit mir – :grr: heul ! Also schlafe ich, zumindest rückenschonend auf Michi’s dicker Thermarest, im Wohnzimmer und scheuche alle aus Rache zeitig ins Bett. Langsam macht mir die von Richy angeschleppte Seuche zu schaffen, die kann wirklich was, und lasse mich von Apothekenfrau Heike mit diversen Drogen verarzten.

Donnerstag 20.02.14
Von Flam aus geht es am frühen Donnerstag in Richtung Hol, zunächst aber tanken wir in Aurland und kaufen beim örtliche Spar-Laden Verpflegung für den Abend. Natürlich müssen wir auf dem weiteren Weg beim Kjaesen vorbeischauen, einem Aussichtspunkt hoch über dem Fjord, aber die Zufahrt ist leider gesperrt – so fahren wir weiter zum nächsten Aussichtspunkt wo es eine über den Abgrund herausgebaute Platform hat auf dem wir alle Bilder ‚Ein Mann, ein Fjord‘ machen – Heike halt Frau und Fjord.

Die als schneesicher ausgewiesene Fv 50 ist wieder Erwarten nicht gesperrt, auch kein Kolonneskjöring. Nanu ? Also dann, hoch geht es in Serpentinen und sehr schnell sind wir wieder mitten im tiefsten Winter. Viele schlecht beleuchtete und lange Tunnel machen den Weg auf über 1.000m Meereshöhe nicht einfacher, oben empfängt uns eiskalter Wind und dichtes Schneetreiben auf eisbedeckter Fahrbahn. Kaum Verkehr, ein Segen, erstmalig friert mein Visier von unten her zu ! Unschön das das eiskalte Visier bei der Einfahrt in die relativ warmen und feuchten Tunnel schlagartig komplett beschlägt, da hilft auch Pinlock nicht, also hochklappen – geht auch denn im Tunnel ist es relativ warm ! Nach dem ‚Tunnel des Erschreckens‘ – ewig lang, kurvig, nicht beleuchtet und am Ende ein unbeleuchteter 90°-Knick nach rechts wo ich fast geradeaus in die Felswamd bin – reicht es mir. Voraussfahrend wird nach dem Tunnel auf dem Parkplatz der Baumaschinen gestoppt, an einer überhängenden Felswand die Blase entleert und Teepause anbefohlen.

Es schneit immer dichter, 5-10cm Neuschnee auf der Piste, aber eben gut griffig durch den Schnee. Die Sicht ist schlecht, aber dank breiter und leerer Straße können wir ein flottes Tempo vorlegen, teils übermütig driftend geht es flott voran. Haaach, das Hochland hält was es verspricht ! Ein wenig Kribbeln in den Nackenhaaren ob der doch seltsam leeren Straße, Starkwind und Schneefall, wird mehr als ausgeglichen durch die weiße Pracht ringsumher und gut laufende Moppeds. Nach etlichen Kilometern in unwirtlichem Wetter stoppt uns der Geruch nach Pommes Frites – es hat eine ‚Fjellstua‘ in Myrdal, sehr angenehm, endlich aufwärmen und Tee tanken, vitaminhaltige Pommes und Pölser gibt es für die Eisärsche, dafür wird die Gruppenkasse geplündert. Michi und Richy klagen unter kalten Füßen, Arbeitsstiefel mit Stahlkappe sind wohl nicht der Brüller wenn die eingelegten Heizsohlen ob Kontaktverlust nicht mehr heizen.

Gestärkt und unter den staunenden Blicken langlaufender Norwegerkinder nehmen wir wieder die mitlerweile gut beschneite Straße in Angriff und suchen zwecks Erheiterung noch eine kleine umwegbehaftete Nebenstraße. Die endet aber mal wieder im Nichts, zurück auf der Hauptstraße sagt die Gruppendynamik das es nun reicht und wir suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Das findet sich in Gestalt einer ausgewanderten holländischen Familie, die inmitten des Nichts etwas abseits der Fv50 einen Campground mit Hytten betreibt. Die Hytte ähnelt Diogenes‘ Faß: Auf einer Fläche von 4x4m sind je 2 Betten in 2m Höhe an den Längswänden, ein fünftes Bett oberhalb der Türe über dem Eingang. Es ist kalt, aussen und innen -10°C, der eilends aufgestellte Ölradiator hat mehrere Stunden zu kämpfen bis die Socken endlich dampfen. Sehr ‚Basic‘, egal, wir nehmen das mal als Lokalkolorit und Härtetest und beschließen zu bleiben – nicht entscheidend ist das der Preis entsprechend niedrig ausfällt. Wir bleiben also, die Jungs fahren noch a weng spazieren (toben) und ich packe halt 2 von 3 mitgeführten Schlafsäcken aus und beziehe meine Koje über der Eingangstür für ein erholsames Spätnachmittagsnickerchen, Heike und Mathias gehen duschen (!) – ich weiß jetzt wer hart ist und ich nicht … Unsere Jungs sind bald wieder zurück, es schneit stark, die Sicht ist schlecht und alle Nebenstraßen selbst für schwanengleich auf Schnee schwebende Emmen nicht befahrbar weil zu tief.

Abends sitzen wir, endlich hat die Bude 10°C und es ist erträglich, kuschelig eng zusammen und kochen Essen und Glühwein. Hat irgendwie auch was so eine Minihytta, da werden wir sicher noch lange dran denken – und schließlich fahren wir ja nicht im Winter in den Norden um komfortabel Urlaub zu machen, nein, wir wollen auch leiden und vor allem was zu erzählen haben ! (Hüstel…) Leider hat mitlerweile Richy, auch genannt ‚Richus the Virus‘, Michi und mich angesteckt und so röcheln bereits 3 von 5 Eisärschen. Draußen schneit es immer noch, wunderschön, absolut still – die Klogänge und Moppedsachenzusammensuchen haben fast was ydyllisches. Ich stapfe mit meinen fetten Boots durch herrlich feinen Tiefschnee, kein Laut zu hören, mache ien paar Fotos – einfach Klass. Weil ich’s kann (und muss) nehme ich erstmals zur allgemeinen Erheiterung meine Bettente mit auf den Alkoven – wie soll ich da auch nachts wieder runterkommen ? Recht früh, und weil es halt kalt und eng ist, sind wir alle im Sack und weg. Ach ja: Die Pullerente wurde benötigt, und ich musste nicht wie die anderen kleinen Eisärsche in Kälte und Dunkelheit in das unendliche 100m entfernte Schminkhäuschen. Das ist mir hämische Kommentare absolut wert !

Freitag 21.02.14
Der Freitag findet uns mit 15cm Neuschnee, kalt ist es, und so heißt es vor dem Aufpacken erst einmal die Moppeds entschneien.

Herrlich, draußen ist es sowas von hybsch – und der Himmel reißt auch auf und es sieht nach einem schönen Tag aus. Nach ausgiebigem Frühstück, Tee für Thermos kochen und Einwerfen grippeunterdrückender Drogen flüchten wir bei rapide steigenden Temperaturen, heuer hat es irgendwie keinen echten Winter, wieder ins Hochland. Über die 50 und 7 geht es über Hol nach Sundre, ab Torno suchen und finden wir allerkleinste noch befahrbaren Wege, umgehen ohne Rücksicht auf Verluste die Hauptstraßen, leider wie sich später herausstellt in die falsche Richtung ! Macht nix, als wir das merken ist es eine gute Entschudligung für eine Mittagsjause nahe des örtlichen Müllabladeplatz mitten im Wald – ob Kälte, Schnee und Grippe nahezu geruchsfrei. Also Tee, Salami und Käse ‚raus, und Karte und die Uschi’s befragt wo wir denn nun eigentlich wirklich hinwollen.

Wir wollen weiter über Gol nach Geilo, beschaffen in Gol noch Zutaten für ein lecker Abendessen und machen Photonen vom örtlichen kleinalpinen Skigebiet, wo wir zur Verwirrung ob des Sinnes von Gespannen an Skiliften beitragen, und suchen den Einstieg in die Verbindung über das Hochland. Von Gol aus geht es die 51 nach Norden, dann der Abzweig auf und über das Hochland, bereits die 51 versprach und hielt Schnee bereit, oben ist es dann wie erwartet einfach nur noch wunderhybsch. Mitlerweile strahlender Sonnenschein und der Neuschnee von gestern sind begeisternd, die blöde Mautstelle hält einfach nur auf. Doof das laut Beschilderung Motorräder frei sind, nützt aber nix wenn man den Schlagbaum nicht umfahren kann ! (Psst: Wenn man nicht zu hoch gepackt hat, nicht zu breit ist passt ein Gespann, notfalls rückwärts, quer mit dem Beiwagen unter der Schranke durch…)

Am Hotel der ‚Krystallrally‘ vorbei wird der Weg immer schmaler, der Schnee immer tiefer, darunter Eis und so drifte ich anfangs mit 45° quer zum aufsteigenden Weg fräsend die Steigung hoch. Der Trick ist man muss schnell sein, langsam fahren geht nicht, also Mut und am Draht gezogen. Ätzend, die Emmen haben mit Roller-Winterreifen ohne Spikes keine Probleme, so beschließe ich für mich das liegt an der unbändigen Kraft der Jialing die sie nicht auf den Boden bringen kann und nicht an den für diese Verhältnisse unwyrdigen Reifen und komme schließlich, endlich den Rythmus findend, auch recht gut oben an. Sonnenschein hat es, wir fahren kilometerweit mal wieder in die falsche Richtung, aber Spoassn haben wir. Irgendwann ist der Weg zu Ende, mal wieder ‚Vinterstengt‘, und endet einfach stumpf an einer Loipe. Nun gut, also wieder zurück und an der nächsten größeren Kreuzung orientieren wir uns neu und folgen den Uschis die uns den Weg zeigen.

Runter geht es immer flotter, die Sonne scheint, so greifen auch für mich irgendwann in einer Linkskurve die Gesetze der Physik und schmeißen mich unbarmherzig in den Tiefschnee rechts des schmalen Weges. Mathias, hinter mir flott unterwegs, kann einen Zusammenstoß vermeiden, aber der Kollisionsverhinderungsschlenker schmeißt auch ihn vom Weg. So buddeln wir beide unsere Moppeds aus und sind bald wieder flott unterwegs, diesmal Mathias vorn, ich dahinter, die Jungs weit abgeschlagen (In Wirklichkeit warten die damit die mal so richtig heizen können und kommen 5 Minuten später nach) Denn: Mathias legt sich mit einem entgegenkommenden SUV an der keinen Zentimeter vom schmalen Weg freigibt und landet letztlich, der weniger gepanzerte gibt notgedrungen nach, im tiefsten Tiefschnee, wo wir ihn gemeinsam mit Schlepphilfe des unverständigen SUVers wieder aus dem Schnee pulen. Wieder aufgesattelt geht es noch lange über kleine Wege und Sträßchen durch das bewaldete Hochland. Keine Menschenseele hier, mystisch und man hält unwillkürlich nach Trollen Ausschau, wäre da nicht unser Geknatter (von den Emmen, hähhäh).

Die Seuche hat mich mitlerweile gut im Griff, es wird dunkel, das Visier friert von unten her zu – bah, es reicht, und im letzten Büchsenlicht erreichen wir ermattet einen offensichtlich offenen Campground nahe Leira weil beleuchtet. Der mittels Traktor schneeräumende Besitzer wird durch einen freundlich hinzueilenden Norwäger bald gefunden und weist uns ein wieder mal schniekes Appartement mit großem Balkon und zwei Schlafzimmern zu. Die Jungs laden fleißig um und aus, Heike und ich köcheln die Geheimwaffe gegen Richy’s Viren: Köttbullar mit Porree und Knoblauch-Käse-Souce auf Reis. So muss das sein, viel, warm und lecker ! Michi und Richy übernachten auf der überdachten Veranda, vorgeblich um mich zu schonen, in Wirklichkeit können Sie mein Geschniefe und Geschnarche wohl nicht mehr ertragen. Alte kranke Männer nehmen noch diverse Mittelchen gegen die Grippe zu sich (Aspirin, Nasenspray, Hustenbonbons – ok, eine seltsame, aber schlaffördernd wirksame Kombination) und so bin ich bald im komfortablen Einzelzimmer und säge halt heute nach alleine.

Samstag 22.02.14
Morgens geht es mir schon besser, eine halbwegs ruhige Nacht tut da Wunder. Ich beschließe heute keine Zauberpülverchen einzuwerfen, gestern bin ich leicht ranig durch die Gegend gefahren, und fahre (!) letztlich auch gut damit. Heute trennen sich unsere Wege: Heike und Mathias wollen wie geplant nach Oslo zum shoppen und Sightseeing, wir drei Musketiere gerne noch was im Schnöö ‚rumrutschen und dann zum Primustreffet in Fjorda. Nach yblich yppigem Fryhstyck trennen sich also unsere Wege, schnief, aber ist ja nur für eine Nacht.

Wir drei suchen und finden wir wieder einmal eine wunderhybsche verschneite Straße in den Wald, die wieder einmal auf einem geräumten Parkplatz und dem Beginn einer Langlaufloipe über Land endet. Die Sonne scheint und so wird nach obligater Teepause die Gelegenheit genutzt um meine Kette nachzustellen und zu schmieren. Die Abfahrt runter hat es mal wieder in sich, die Straße ist breit, gut einsichtig, herrlich voller Schnee und so dauert es nicht lange bis ich mich der Fliehkraft gehorchend im 45°-Drift in die Schneewehe der Aussenkurve werfe, komme aber ob des Schwungs fast sofort wieder frei. Meine Jungs sind weg, stelle ich kurz darauf fest, Richy hat es noch schwungvoller aus der gleichen Kurve gerissen und er steht in der Schneewehe, Beiwagen nach oben. Michi hilft wieder aufrichten und just als ich nachschauen komme sind die beiden auch schon wieder unterwegs. Gut so.

Der folgende Weg nach Fjorda geht leider nahezu auf Meereshöhe, die Straße ist fast trocken und so kommen wir flott voran. Ab dem Abzweig auf die 245 in die Seenlandschaft bis nach Bjoneroa ist es dann leider eine eklige, mit Eisplatten und Schneematsch sowie löchrigem Asphalt versehene Holperstrecke, pfui Spinne. DIe 40km bis zum Treffenplatz ziehen sich so endlos lang, ein widerliches Gehoppel, da sind mir sogar Islands Wege lieber ! Das Primustreffet, idyllisch umgeben von vielen Seen mitten im Wald gelegen, ist mit einer am Wegesrand stehenden Enduro in Fahrtrichtung mehr oder weniger eindeutig gewegweist, endlich wieder eine geschlossene Schneedecke und das Treffen empfängt uns mit Rauch aus vielen Feuern. Wie aus Youtube und Bildern im Internet erwartet handelt es sich schlicht um einen Waldweg, am Rand stehen überwiegend Gespanne aus nordischen Ländern, auffällig viele Dänen und ein einziges deutsches Mopped. Wir rollen durch die Phalanx der teils abenteuerlichen Gefährte und stellen unsere Moppeds am Ende des Zeltdorfes ab, direkt vor der einzigen und skurilen Toilette: Ein Eimer im Holzhäuschen mit Plastiktüte als Auffangbehälter.

Hmm, wollen wir oder wollen wir nicht ? Erst einmal schauen, so wackeln wir die Reihen ab, kommen mit einem Dänen ins Gespräch der ein gewaltiges K-Gespann mit allem notwendigen Komfort auf doppelstöckigem Hänger beladen hat. In seinem Zelt, was er uns stolz präsentiert, steht ein rotglühender Koksofen, gefühlte 40°C drinnen, ächz, nichts wie ‚raus hier ! Wir wandern die Strecke der Gefährte und Zelte ab, kommen hier und da ins Gespräch, machen Photonen von Gespannen, Solos mit zentimerlangen Spikes und deren Treibern und kommen recht schnell zum Schluß das dies ein äußerst wyrdiges Treffen darstellt, was unbedingt mit unserer Anwesenheit geehrt werden muss, aber nicht dieses Jahr. Es ist schlicht zu warm, über Null, der Schnee pappig und nass, zudem heute auch Michi schwer kränkelnd (leiden kann ich aber besser !).

So sind wir nach knapp 2 Stunden wieder unterwegs, Richtung Oslo, und treffen bald wieder auf die Zubringerstraße. Da es langsam dämmert suchen wir eine Unterkunft, am Wegesrand lockt ein See nebst Campground und Hütten und wir nehmen eine, und auch der erste Fehlgriff der uns unterlief. Es stinkt arg nach Alkohol und undefinierbarem, sauber ist die Hütte auch nicht, die Toilette im abgelegenen Nebengebäude eine Zumutung – aber da war bereits bezahlt und der Wirt hatte sich, wohl Ungemach ahnend, bereits verzogen. Nun, wir sind nach getanem Tageswerk reichlich scholle und zudem selbst schuld, also heißt es Glühwein und Essen kochen, dann früh ins Bett respektive in den Schlafsack, denn irgendwelche Seuchen wollen wir uns nicht holen.

Sonntag 23.02.14
Ebenso früh wollen wir wieder weg, allein Michis Emme macht keinen Mucks. Aber ein echter Emmentreiber kennt seine Schweinchen am Galopp (Zündfunke der Kerze abhanden gekommen), nach handgestoppten 7 Minuten klötert und stinkt sie wieder, wir wieder unterwegs, registrieren noch ein dickes Zeus-Gespann aus Frankreich, das uns schon auf dem Primustreffet auffiel, an einer anderen Hytte stehen. Zeitig sind wir, erfolglos längs der unschönen aber flotten E16 herbrennend an Tankstellen und Souvenirläden nach wichtigen Devotionalien und Trollaufklebern suchend, auf dem Parkplatz vor der Fähre. Kalt und windig ist es, also muss man sich bewegen und so wechseln und / oder entspiken wir unsere Reifen. Heike und Mathias tauchen auch auf, dann die dicke Zeus und so harren wir in zunehmendem Wind und Kälte tapfer aus bis wir als nahezu letzte endlich in die Fähre einfahren dürfen. Absolutes Unverständnis unsererseits: Es sind nur ein paar Autos überhaupt am Start, die Rampe zum Oberdeck wird gar nicht erst heruntergefahren, aber die armen Moppdefahrer die keine Heizung um Auto haben müssen bis zum Schluß warten – und das heißt natürlich auch erst am Schluß wieder ausfahren da die Fähre in Oslo mit dem Bug, in Kiel jedoch mit dem Heck anlegt. Bei einer fast leeren Fähre ohne erkennbaren Sinn ein echtes Ärgernis.

Wir entern flugs die Kabinen, schminken uns ein wenig und fallen erst mal in ein tiefes Schönheitsnickerchen. Erholt nehmen wir nachmittags den bereits beim Ablegen bemerkbaren Seegang in Angriff und wagen uns nach draußen: O weia, das bläst schon ganz gut und soll sich noch steigern. Selbst diese dicke Fähre wagt es zu wanken, und wir mit ihr, aber wir sind Gespannfahrer und somit Schaukeln gewohnt, folglich nehmen wir das Wetter als gute Show und lehnen uns in den Wind. Michi und ich statten unsere daheimgebliebenen Frauen (ich 4, er eine) noch mit duftenden Wässerchen aus dem Duty-Free-Shop aus, den Umsatz der Fährgesellschaft nachhaltig anhebend.

Abends haben wir uns alle zur Pizza verabredet, deren Portionen selbst harte Norwegenfahrer zufriedenstellend sättigen. Gemeinsam lassen wir unsere Reise noch mal Revue passieren, nehmen noch ein Bier im Irish Pub wo dankenswerterweise Rauchen gestattet ist und sind aber flott wieder in der Koje, denn morgen heißt es Heimreise und Autobahnfahren, und das nicht zu knapp. Irgendwie muss ich aber nachts noch mal auf Hüsche, nutze das als kleinen Rauchausflug, sitze dann noch eine Weile schön geschaukelt auf Deck 15 und sinniere und schreibe Tagebuch bis doch die Kajüte vernehmlich nach mir ruft.

Montag 24.02.14
Kiel empfängt uns Montagmorgen sonnig und sommerlich warm: 10°C hat es, fast schon eklig. Dem emotionalen Abschied folgt die Heimreise, auf der lege ich stündlich Kleidungsschichten ab, die Jialing läuft problemlos und nach 7 Stunden hat uns die heimatliche Garage wieder. Ebenso die Heimreise von Michi und Richy, die einen Transporter gechartert haben und Heike und Mathias, die ihr Gespann auf den ausserhalb Kiel geparkten Hänger rollen. Schnee war es, mal wieder, und eines ist klar: Norwegen hat uns alle mit einer tollen Landschaft und netten Menschen gefangen, wir kommen wieder !

…und zwar schon 2015 ! Wer mitmag, siehe Fred „Eisarsch 2015“

*Quelle von G.S. aus dem AiA-Forum

So und dann hier noch bewegte Bilder:
http://www.youtube.com/watch?v=w1y777jm … -RY1O3jyNA

http://www.youtube.com/watch?v=CNi3iwd_ … -RY1O3jyNA

http://www.youtube.com/watch?v=I08jmUCE … -RY1O3jyNA

http://www.youtube.com/watch?v=lCkU4oY6 … -RY1O3jyNA

Lieber Spät als nie, Hier die Bewegten Bilder von 2014:

nachstes Jahr wird es deutlich schneller und besser gehen, da das Videomaterial um einiges Besser ist. Es sind zwar 260 GB in knappen 6Stunden, aber man muss nicht mit der Qualität mauscheln.

Eins darf ich schon verraten, es gibt tolle Slowmotion Szenen in 2015

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